Mann von Milow
Stremmestraße 11
14715 Milower Land OT Milow
Der „Mann von Milow“ ist wieder zurück |
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Im Jahre 1967 stießen Wolfgang Bünnig und Lothar Meiser auf dessen Grundstück in der Ernst-Thälmann-Straße 5 (heute Stremmestraße), bei Bauarbeiten auf eine Grabstelle. Nach Meldung des Fundes an Klaus Grebe vom Museum für Ur- und Frühgeschichte Potsdam erfolgte eine Notbergung des Grabes. Das Untersuchungsergebnis ergab folgendes: In 50 cm Tiefe unter der Oberfläche kamen die Reste eines in linker Hocklage befindlichen Skeletts zutage. Die untersten Knochen lagen in etwa 65 cm Tiefe. Der Schädel und das Beigefäß waren schon aus ihrer ursprünglichen Lage gebracht. Das Beigefäß stand 25 cm hinter dem Kopf des Toten (Gefäßrand 76 cm unter der Oberfläche). Das Skelett war West-Ost orientiert, der Blick nach Norden. Die Hände lagen vor der Brust. Die Oberschenkel waren zu 90 Grad angewinkelt. Die anthropologische Untersuchung ergab, daß es sich um ein erwachsenes Individuum handelte. Einigermaßen gut erhalten waren der Schädel sowie der Unterkiefer. Die restlichen Teile waren dagegen zum Teil sehr mürbe oder bereits vergangen. |
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Das Geschlecht war damals nicht sicher bestimmbar. Bei der Gefäßbeigabe handelt es sich um eine Tasse. Anhand der beige-gebenen Tasse kann der Fund der sogenannten „Walternienburger Kultur“ (etwa 3300–3000 v. Chr.) zugewiesen werden. Das Besondere daran ist, dass das Hauptverbreitungsgebiet dieser Kultur eigentlich Mitteldeutschland war. Die Gefäß- und Skelettreste kamen bis 1999 in das damalige Museum für Ur- und Frühgeschichte nach Potsdam. Die Exponate sind nach Schließung des Museums in Potsdam eingelagert worden. |
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Seit 2008 befinden sich die Originalfunde im Archäologischen Landesmuseum Brandenburg in Brandenburg an der Havel. Dort entdeckte der Milower Tourismusausschuss-Vorsitzende Holger Schiebold mit seiner Frau das ausgestellte Exponat. Ihm wurde dabei sofort klar, dass der „Mann von Milow“ in irgendeiner Form wieder zurück nach Milow gehört. In einem Gespräch mit Winfrid Ganzer und Holger Schiebold hatte dann Dr. Rainer Kossian vom Archäologischen Landesmuseum in Brandenburg an der Havel beiden mitgeteilt, dass es kein Problem wäre, eine originalgetreue Kopie der Gesichtsrekonstruktion und der Grabbeigabe anfertigen zu lassen. |
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Holger Schiebold und Winfrid Ganzer initiierten dann eine Spendenaktion und warben für ihr Projekt. Durch die Spenden und die freundliche Unterstützung der Mittelbrandenburgische Sparkasse gelang es schließlich mit Hilfe finanzieller Mittel die Herstellung der Repliken von Schädel und Grabbeigabe sowie die Anfertigung der Ausstellungsvitrine samt Medienstation zu realisieren. Der begleitende Film der Medienstation zeigt wie Anhand morphologischer Merkmale am Knochen und abgesichert durch statistische Messungen am Jetztmenschen Anthropologen heute in der Lage sind, das Aussehen urgeschichtlicher und jüngerer Menschen bei gut erhaltenen Schädeln zu rekonstruieren. Die Gesichtsrekonstruktion des Mannes wurde im Jahr 2006 in Zusammenarbeit zwischen der Charité Berlin und dem Landeskriminalamt Brandenburg, unter der Federführung der Gerichtsmedizinerin Frau Hoevenberg, nach neuesten wissenschaftlichen und forensischen Gesichtspunkten erfolgreich durchgeführt. |
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Am 30. März 2014 war es dann soweit. Zum Saisonstart des NABU-Naturparkzentrums Milow wurde die Vitrine mit den Repliken von Holger Schiebold und Winfrid Ganzer feierlich enthüllt. Gemeinsam mit Landrat Dr. Burkhard Schröder drückten dann beide den Startknopf des vierminütigen Videos der Gesichtsrekonstruktion des Mannes von Milow. Text::
Archäologisches Landesmuseum Brandenburg an der Havel und Winfrid Ganzer Fotos: B. Jungklaus, BLDAM (Schädel und Gesichtsrekonstruktion; Winfrid Ganzer (Fundstelle mit Skelett), Norbert Stein (Eröffnung Ausstellung) |
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