Blühende Aussichten am Milower Berg
Milow – Die Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg siedelt am Milower Berg im Landkreis Havelland seltene Pflanzen wieder an, um den dort vorkommenden ge-schützten Trockenrasen Starthilfe zu geben.
Im Rahmen ihres EU-Projektes „LIFE Trockenrasen“ hat die Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg gestern auf einem Hektar Fläche am Milower Berg südwestlich von Premnitz rund 15 Kilogramm Saatgut seltener Pflanzen wie Kartäuser-Nelke, Sand-Fingerkraut und Berg-Haarstrang ausgesät. Im Januar hatte das Projektteam auf den Flächen Robinien samt ihrer Wurzeln zum Schutz der letzten noch vorhandenen Trockenrasen entfernen lassen. „Jetzt gelangt mehr Licht auf den Boden. Die typischen Trockenrasenpflanzen können sich nun wieder ausbreiten und hoffentlich diesen Sommer bereits blühen“, erklärt Projektmitarbeiterin Anna Hachmöller vom NaturSchutzFonds. „Das Saatgut wurde extra für unser Projekt aus Samen aus der Region produziert. Im Herbst werden noch vom Botanischen Garten der Universität Potsdam angezogene Jungpflanzen ausgepflanzt.“
Neben den seltenen Pflanzenarten bietet der Trockenrasen Lebensraum für zahlreiche Tierarten. Der Blütenreichtum dient als Futterquelle für verschiedene Wildbienen und Schmetterlinge. Zudem fühlt sich die Zauneidechse auf den sonnigen Trockenrasen be-sonders wohl. Um diese Vielfalt zu erhalten, gehört der Milower Berg heute zum europäi-schen Schutzgebietsnetz Natura 2000.
Noch vor 100 Jahren war der Milower Berg überwiegend frei von Bäumen. Schafe bewei-deten die Hänge und hielten die Flächen offen. Segelflieger nutzten die Erhöhung als Startpunkt. Hier wuchsen Pflanzen, die heute nur noch selten anzutreffen sind wie Kar-täuser-Nelke und Graue Skabiose. Zudem beheimatet die markante Erhöhung im Natur-park Westhavelland das größte Vorkommen des gefährdeten Haar-Pfriemengrases im westlichen Brandenburg.
Aufgrund der steigenden Holznachfrage wurden die Flächen nach dem 2. Weltkrieg mit Kiefern und Robinien aufgeforstet, sodass der Milower Berg heute zu mehr als 60 Prozent bewaldet ist. Durch die Beschattung verdrängen die Bäume einen Großteil des Trocken-rasens, denn dieser braucht es sonnig und vor allem nährstoffarm.
Insbesondere die aus Nordamerika stammende Robinie macht es den empfindlichen Tro-ckenrasenarten schwer, denn die im 18. Jahrhundert als Zierbaum in Europa eingeführte Baumart wächst schnell und reichert Stickstoff im Boden an. „So verändert sie die Arten-zusammensetzung und statt des bunten Trockenrasens findet man unter den Robinien nur noch nährstoffliebende Pflanzen wie Schöllkraut und Taube Trespe“, weiß Anna Hach-möller.
Doch durch die Entnahme der Robinien werden nicht nur dem wertvollen Trockenrasen wieder gute Wachstumsbedingungen gegeben. Felix Menzel, Bürgermeister der Ge-meinde Milower Land: „Der Milower Berg ist für die Anwohnenden ein beliebtes Erho-lungsgebiet. Nun können sie das frühlingshafte Wetter nutzen und die neue Aussicht über das schöne Havelland genießen.“
Am 30. Juli - zur Blütezeit – wird es dann auch für Interessierte eine Führung geben, um den Lebensraum Trockenrasen am Milower Berg mit seinen Pflanzen zu erleben.