1,3 km Birnen – Lücken in historischer Allee sind geschlossen
Eine besonders schöne Allee im Milower Land, die Birnbaumallee zwischen Buckow und Großwudicke ist wieder komplettiert. In den vergangenen Wochen wurden 76 Bäume professionell nachgepflanzt, um die inzwischen großen Lücken in der über 100 Jahre alten Allee zu füllen.
Gepflanzt wurden drei alte Sorten, sogenannte Tafelbirnen, die besonders schmackhaft sind, somit zum Bestand passen und die Allee dadurch auch zum Erhalt der Sortenvielfalt beiträgt: Die ›Gute Luise‹ wird bereits seit den 1770er Jahren kultiviert, ›Gellerts Butterbirne‹ wurde 1820 entdeckt und die längliche, deshalb auch ›Flaschenbirne‹ genannte ›Pastorenbirne‹ ist seit 1850 nachgewiesen. Die neu gepflanzten Bäume weisen bereits eine stattliche Größe von rund 5 Metern auf.
Durchgeführt werden konnte diese Nachpflanzung, weil der Landesbetrieb Straßenwesen Brandenburg Ersatzpflanzungsflächen suchte. Denn im Vorfeld der Sanierung der Hauptstraße (Friedens- und Karl-Marx-Straße) in Milow mussten Bäume gefällt werden, um die neue Straßenführung und Parkbuchten zu ermöglichen.
Obstbaumalleen wurden in früheren Zeiten gepflanzt, damit die Bewohner der Dörfer versorgt werden konnten. So einfach, wie vor über 100 Jahren, als die Allee ursprünglich angelegt wurde, funktioniert eine solche Pflanzaktion heute allerdings nicht mehr. Was alles bedacht werden muss, weiß Jörg Orzelek, der in der Gemeinde für Tiefbau zuständig ist und in dessen Bereich Baumpflanzungen fallen. „Heute muss mit mehr Abstand zur Fahrbahn als früher gepflanzt werden, weil die Birnen irgendwann herunterfallen“, erklärt er schmunzelnd. „Aber in der Versickerungsmulde neben der Straße liegen bereits die Telekomkabel und unter der Asphaltfahrbahn des Radwegs wird in Zukunft eine neue Trinkwasserleitung verlegt, die einen gewissen Abstand zu den Baumpflanzungen haben muss.“ Also wurde ein Kompromiss zwischen diesen Faktoren gesucht. Die linke Seite, von Buckow aus Richtung Großwudicke gesehen, kann wieder vollständig komplettiert werden, nur rechts, wo außerdem noch die Gasleitung verläuft, werden einige Lücken bleiben müssen.
„Das ist ein Schritt in die richtige Richtung. Solche Obstbaumalleen sind selten geworden, die kann man nicht mehr allzu häufig sehen“, sagt Orzelek. Deshalb lag ihm die Birnenallee, die in den letzten Jahren einen deutlichen Schwund verzeichnen musste, besonders am Herzen. 2023 konnte ein Pflegeschnitt der Alleebäume vorgenommen werden und nun bot sich zusammen mit dem Landesbetrieb Straßenwesen die Möglichkeit zur Nachpflanzung. Unabhängig von dieser Aktion wurde übrigens eine Geschwindigkeitsreduzierung auf 70 km/h durch den Landkreis Havelland für die Verbindungsstraße zwischen Buckow und Großwudicke veranlasst.
Das Gartenbauunternehmen aus Schleswig-Holstein, das bei der öffentlichen Ausschreibung den Zuschlag erhielt, hat nicht nur die Bäume professionell mit Stützpfählen, Schutzgitter und Bewässerungsring gepflanzt, sondern wird auch das Wässern und einen Pflegeschnitt während der nächsten fünf Jahre durchführen, dann sollten die neuen Birnbäume von selbst überlebensfähig sein. Auch das ist eine Neuerung, denn bisher waren drei Jahre Wässern & Pflege ausreichend. Aufgrund der Dürreperioden, die mit dem Klimawandel einhergehen, musste dieser Betreuungszeitraum verlängert werden. Im nächsten Jahr werden dann die Strohmatten, die die jungen Stämme vor Frostrissen schützen, entfernt und die Stämme erhalten einen weißen Schutzanstrich.
Felix Menzel, der Bürgermeister, ist erfreut, dass es bereits positive Reaktionen gibt, wie ihm Jörg Orzelek berichten konnte: „Es ist schön, dass die Pflanzaktion so gut bei der Bevölkerung ankommt.“
Freuen wir uns also auf das Frühjahr, wenn die Birnenblüte einsetzt und die ganze Allee wieder in Weiß erstrahlen wird; zu Fuß oder mit dem Fahrrad sind diese 1,3 km dann auch wegen des Dufts ein besonderes Erlebnis. [FFP]