Jerchel

 

Jerchel Dorfmitte im Schnee (c) jörg Levin

Das Dorf Jerchel liegt im Südwesten des   Landkreises Havelland, zwischen dem ersten Bogen der Unterhavel an der Landesgrenze zu Sachsen-Anhalt, im „Naturpark Westhavelland“ und hat ca. 200 Einwohner. Im Osten und halb im Westen wird es von dunklen Kiefernwäldern umschlossen, im Norden ist es umgeben von grünen Grundwiesen und Feldern mit einzelnen Eichen und Weiden. Jerchel war einst ein altes Pfarrdorf, wurde 1350 gegründet und erstmalig um 1380 erwähnt. Der Name bedeutet entweder „Bohnen- und Erbsendorf“, „Dorf der Kühnen“ oder „Klein-Jerichow“.


Es wird vermutet, dass Jerchel von flämischen Siedlern gegründet worden ist. Die Familie von Hünecke war der erstgenannte Patron und besaß 375 Jahre lang das Rittergut. Die ersten Siedler bewirtschafteten 8 Ackerbauhöfe und 9 Kossathenhöfe (Kleinbauern). Später kamen noch eine Schmiedestelle, eine Schäferei, ein Mühlengehöft und ein Erbkrug (Gasthof) sowie einige Kolonistenwohnungen hinzu. 

  
Jerchel Denkmal (c) jörg LevinAb 1723 wechselte das Rittergut durch Verkäufe oft die Besitzer (von Werder, von Treskow, von Katte, von Schenkendorf, von Knobelsdorf, von Bülow und von Alvensleben), seit 1805 waren es bürgerliche Familien (u.a. der Kaufmann und Heereslieferant Crudelius, Amtsrat Witte, Amtmann Lucke sowie die jüdische Familie Wallich). Der letzte Besitzer, Dr. Oskar Mulert, der von 1926 bis 1933 als „Präsident des preußischen und deutschen Städtetages“ amtierte und nach 1945 beim Aufbau der Hamburger Verwaltung mitarbeitete, bekam das Landgut 1936 von seinem Schwager Paul Wallich überschrieben, um es vor dem Zugriff der Nazis zu retten. Dessen Vater Hermann Wallich, 1870 einer der Gründungsdirektoren der Deutschen Bank, hatte 1911 das Landgut gekauft. Damals war seine Familie die reichste der Provinz Brandenburg und besaß außerdem in Berlin eine Stadtwohnung und in Potsdam eine Persius-Villa zu Füßen der Glienicker Brücke (heute Brückenmuseum). Jerchel Dorfgemeinschaftshaus (c) jörg LevinSein Sohn Paul Wallich, einer der Mitinhaber des Berliner Bankhauses J. Dreyfus (eine der wichtigsten Privatbanken der Weimarer Republik, die 1938 „arisiert“ und liquidiert wurde) beging nach den Novemberpogromen Selbstmord, seine Frau und die drei Kinder waren bereits im Ausland. 1945 wurde Oskar Mulert enteignet. Die Wallichs wurden nach der Wende entschädigt.   


 

Das 1772 erbaute Gutshaus, das an Stelle eines abgebrannten Vorgängerbaus errichtet wurde, befindet sich seit dem Jahr 2000 wieder in Privatbesitz und ist immer noch ein markantes barockes Herrenhaus.

 

Jerchel Kirche Bauphase 2023 (c) jörg Levin
  An die einstige Fachwerkkirche aus dem Jahre 1590, die in den 1980er Jahren wegen   Baufälligkeit abgerissen wurde, erinnert auf dem Kirchplatz am Dorfanger einJerchel Kirche (c) ffp-texte@gmx.net aus Holz errichteter Glockenstuhl mit den beiden erhaltenen Glocken. Auf diesem sonst leeren Platz wurde 2021 - 2023 die ehemalige baufällige Fachwerkkapelle von Kleinwudicke wieder aufgebaut, die dann gleichermaßen als Fahrrad- und Kulturkirche dienen und ein sozialer und kultureller Treffpunkt des Dorfes werden soll.


 

 Stein der Jerchler  (c) jörg Levin 

Der „Stein der Jerchler“, welcher als Freundschaftssymbol der drei „Jerchler-Orte“ – die beiden anderen sind Ortsteile von Tangerhütte und Gardelegen – errichtet wurde, befindet sich an der Straßenzufahrt zum Dorfgemeinschaftshaus. 

 

 

 

 


Der Ortsteil Jerchel mit seiner wald- und wiesenreichen Umgebung, in unmittelbarer Nähe der Havel, lädt zu langen erholsamen Spaziergängen in die Feldmark sowie zu Radtouren auf dem Havel-Radweg ein.

 

 

 

Feierliche Wappenübergabe

Feierliche Wappenübergabe

 

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