Landschaftspflege auf vier Beinen: Ziegen beweiden wertvolle Trockenrasen am Milower Berg
Milow – Die naturschutzfachlich wertvollen Trockenrasenbestände am Milower Berg werden auch dieses Jahr durch Beweidung gepflegt. Im Laufe der Woche wird die Schäferin Sabine Koch ihre 50 Ziegen hierherbringen.
Der Milower Berg gehört zum europäischen Schutzgebietsnetz Natura 2000 und beheimatet einen isolierten Trockenrasen-Restbestand inmitten einer ackerbaulich geprägten Landschaft. Noch heute kommt hier das größte Vorkommen des gefährdeten Haar-Pfriemengrases im westlichen Brandenburg vor. Im Sommer sorgen Graue Skabiose und Kartäuser-Nelken für bunte Farbtupfer.
Die Pflanzen sind Teil einer Kulturlandschaft, die es in der Form heute kaum noch gibt. Denn Trockenrasen sind durch regelmäßige Beweidung – meist mit Schafen oder Ziegen - oder durch Mahd entstanden und wurden so über Jahrhunderte durch Nutzung offengehalten. Dadurch konnten sich Pflanzenarten erhalten, die nach der letzten Eiszeit aus den Steppengebieten Osteuropas und Westsibiriens eingewandert sind.
Brandenburg hat eine besondere Verantwortung für den Erhalt kontinentaler Trockenlebensräume, denn rund ein Viertel der in Deutschland vorkommenden kalkreichen Sandrasen und die Hälfte aller Steppenrasen kommen hier vor.
Da eine extensive Beweidung heute kaum noch rentabel ist, sind in den vergangenen Jahrzehnten die Schäfer und Schäferinnen mit ihren Tieren aus den meisten Regionen verschwunden. Die Offenlebensräume wuchsen mit Gehölzen zu oder wurden zu DDR-Zeiten mit Kiefern aufgeforstet. Viele der einst häufig vorkommenden Pflanzenarten sind dadurch heute stark gefährdet oder sogar vom Aussterben bedroht.
Im Rahmen des Projektes LIFE Trockenrasen wurde daher unter anderem auf dem Milower Berg wieder eine Beweidung eingeführt. Bis Oktober werden die Ziegen zwei Mal für einige Wochen hier weiden. So halten sie die Gräser kurz und verbeißen aufwachsende Gehölze wie die Robinie - die Flächen bleiben offen und es gelangt mehr Licht auf den Boden, wodurch die sensiblen Trockenrasenpflanzen besser wachsen können. Zudem schaffen die Tiere mit ihren Klauen offene Bodenstellen und vielfältige Reliefstrukturen. Oft verfangen sich Pflanzensamen im Fell oder unter den Klauen, die an anderen Stellen wieder abfallen und keimen. So tragen die Tiere zur Ausbreitung der Trockenrasenarten und zur Steigerung der Artenvielfalt bei.
Das Projekt LIFE Trockenrasen
Die Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg realisiert gemeinsam mit dem Botanischen Garten der Universität Potsdam und der NABU-Stiftung Nationales Naturerbe von 2019 bis 2026 das Projekt "LIFE Trockenrasen". Mit dem Projekt werden wertvolle Trockenlebensräume im Land Brandenburg geschützt, erhalten und wiederhergestellt. Es wird aus Mitteln der Europäischen Kommission und der Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg finanziert.
Die Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg
Um die Vielfalt und die natürliche Schönheit der märkischen Landschaften zwischen Elbe und Oder, Lausitz und Uckermark auch für die kommenden Generationen zu bewahren, hat das Land Brandenburg die Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg errichtet. Seit 1995 betreut die Stiftung die Ersatzzahlung im Land Brandenburg. Mehr als 1.200 Naturschutzprojekte hat die Stiftung in diesen Jahren gemeinsam mit Landkreisen und Kommunen, Verbänden und Vereinen sowie weiteren Partnern wie zum Beispiel Betrieben oder Privatpersonen möglich gemacht oder in eigener Trägerschaft verwirklicht.
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